Dienstag, 30. Juni 2009

Geylang

Die Singapurer spueren natuerlich, dass bei dem ganzen Fortschritt auch etwas unwiederbringlich verloren gegangen ist. Und als wollten sie eine diffuse Sehnsucht nach der Vergangenheit stillen zieht es sie nach Geylang. In Geylang werden eigentlich Sehnsuechte anderer Natur erfuellt - es ist das Rotlichtviertel der Stadt. Aber auch deswegen ist Geylang fuer die Singapurer ein Ueberbleibsel des "Old Singapore". Natuerlich gibt es hier auch gutes Essen, vor allem viele Durianstaende, die sonst teilweise aus dem Stadtbild gedraengt wurden. So ist es ein typisches Bild fuer Geylang, dass grosse Familien mit Kindern an Plastiktischen speisen, waehrend nebenan die Nutten stehen. Ich konnte in Geylang leider nicht viele Bilder machen, da ich immer abends hier war und auch die Stimmung eine sehr andere ist als in anderen Teilen der Stadt. Aggressiver, betrunkener und kriminaeller. Auf offener Strasse werden Gluecksspiele gespielt, was in Singapur eigentlich strengstens verboten ist. Die Spieler reagieren natuerlich nicht gerade erfreut, wenn sie fotografiert werden, ich konnte nur dieses eine verschwommene Bild machen. Die Strassen sind total voll, ueberall sind Neonlichter, die Gaeste in die Restaurants locken sollen. Die legalen Bordelle sind klinisch weiss und in roten, lilanen oder blauem Licht beleuchtet, waehrend die Maedchen in Wartezimmern auf die Freier warten, als ginge es um eine Zahnbehandlung. Daneben gibt es noch die illegalen Prostituierten, von den Philippinen, aus Thailand, China, Indonesien, Sri lanka oder Bangladesch, die oft noch minderjaehrig sind. seit zwei Chinesinnen positiv auf H.I.V. getestet wurden, und die BBC einen Bericht ueber das Viertel gemacht hat, verfolgt die Polizei illegale Prostitution staerker. Die Maedchen stehen jetzt nicht mehr auf der strasse sondern warten in den Haeusern, waehrend davor unzaehlige Zuhaelter aufpassen und Kunden an Land beziehungsweise auf die Frau ziehen. Es treiben sich unzaehlige Wanderarbeiter, vor alle aus Bangladesh, in Geylang herum, die hier oft in aermlichen Behausungen leben. Sie koennen sich keine Prostituierten leisten, deswegen gucken sie nur. Mehrmals habe ich gesehen, wie eine oder zwei indisch aussehende Frauen, von 50 oder mehr Maennern umgeben waren die sie einfach nur anstarrten. Interessant ist auch, dass es fuer die Armen in Geylang ein richtige Infrastruktuer gibt, so zum Beispiel Friseure die auf die einen Plastikstuhl auf den Buergersteig stellen und dort in Massenabfertigung guenstig die Haare schneiden.


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